Autor -Gerhard Schmid

„ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid“ #85: Renate Anderl, AK-Präsidentin

Heutiger Gast der „ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid“ ist Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Sie spricht über ihre persönlichen Erfahrungen und Motivationen als langjährige Gewerkschafterin, insbesondere im Hinblick auf die Gleichstellung von Frauen, und sie verweist auf die wichtige Rolle der Arbeiterkammer als Expert*innenorganisation mit ihren vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Auch die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, die Wichtigkeit von Bildung und Weiterbildung und die Bedeutung des Sozialstaats werden diskutiert. Natürlich ist auch die AK-Wahl (in Wien von 10. bis 23. April) Thema des Gesprächs. Ganz wichtig ist Renate Anderl der Hinweis darauf, dass an der AK-Wahl alle Arbeitnehmer*innen teilnehmen dürfen, egal welche Staatsbürgerschaft sie haben. Mit einem Augenzwinkern verrät sie zwei Regeln für ihre Familie: Alles ist möglich, aber nicht Gewerkschafts-Mitglied und nicht Rapid-Mitglied zu sein, geht gar nicht!

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Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und Prof. Gerhard Schmid überreichen Marie-Jahoda-Preis an Prof.in Käthe Sasso

Kurz vor ihrem 98. Geburtstag, den sie am 18. März feierte, wurde Käthe Sasso der Marie-Jahoda-Preis für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse überreicht

Zeitzeugin Käthe Sasso hat am 16. März den Marie-Jahoda-Preis für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse und ihren Einsatz für historische Aufklärung von der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures, SPÖ-Bundesbildungsvorsitzendem Gerhard Schmid und SPÖ-Bundesbildungssekretär Wolfgang Markytan bei sich zu Hause überreicht bekommen. „Als österreichische Widerstandskämpferin trotzte Käthe Sasso schon als junge Frau dem Terror und der Gewalt der Nationalsozialisten. Bis heute kämpft sie gegen das Vergessen. Ihre antifaschistische Unbeugsamkeit und ihr tiefer Humanismus sind bis heute ein leuchtendes Beispiel und Vorbild“, betonte Doris Bures. „Käthe Sassos Lebenswerk ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie eine einzelne Person durch ihre Taten und ihre Stimme einen bedeutenden Beitrag zur Gestaltung einer besseren Welt leisten kann. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass die Vergangenheit nicht vergessen werden darf und dass wir alle die Verantwortung haben, uns gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz zu stellen“, ergänzt Gerhard Schmid.

Käthe Sasso wurde 1926 in Wien geboren. Geprägt von ihren bereits im Widerstand gegen den Austrofaschismus aktiven Eltern, trat sie 1941 mit nur 15 Jahren der Widerstandsgruppe „Gustav Adolf Neustadl“ bei. 1942 wurde sie denunziert, verhaftet und von der Gestapo gefoltert. Als einzige aus ihrer Widerstandsgruppe entging sie der Hinrichtung und wurde 1944 ins KZ-Ravensbrück deportiert. Während eines Todesmarsches in den letzten Kriegswochen gelang ihr die Flucht. Nach dem Krieg engagierte sich Sasso in unterschiedlichen Funktionen für Bildung und Frauenrechte. Sie kämpfte unermüdlich für die Anerkennung der Widerstandskämpfer*innen der “Gruppe 40”, was 2015 in der Enthüllung einer Gedenktafel am Wiener Zentralfriedhof mündete. Für ihr Engagement auch als Zeitzeugin erhielt sie unter anderem das „Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich“ und wurde mit dem Professorinnen-Titel ausgezeichnet.

Der Marie-Jahoda-Preis wurde 2022 von der SPÖ-Bundesbildung, der Wiener SPÖ-Bildung und der Wiener Bildungsakademie ins Leben gerufen. Er ehrt Persönlichkeiten, die herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse über das Wechselspiel von Arbeit und Gesellschaft erbringen. Benannt nach der österreichischen Sozialpsychologin Marie Jahoda zeichnet der Preis Menschen aus, die jenseits des neoliberalen Mainstreams den Wirtschaftsfaktor Arbeit in seinen sozialen und individualpsychologischen Funktionen betrachten, neue Antworten auf die Herausforderungen des digitalen Umbruchs in der Arbeitswelt finden und sich über die Welt der Wissenschaft hinaus aktiv in politische Debatten einbringen. Marie Jahoda selbst verkörperte diese Werte beispielhaft. Als eine der jüngsten Doktorinnen der Universität Wien verfasste sie den Haupttext der weltbekannten Studie “Die Arbeitslosen von Marienthal” und leistete somit Pionierarbeit in der Erforschung der Auswirkungen von Arbeitslosigkeit.

Gerhard Schmid zum Ableben von Teddy Podgorski

„Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Teddy Podgorski, einem Giganten des Medienwesens, der am 15. März 2024 verstarb. Sein Vermächtnis als einer der einflussreichsten Medienmacher des ORF wird unvergessen bleiben. Durch sein Wirken prägte er maßgeblich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich und europäisierte ihn auf beispiellose Weise“, betont der SPÖ-Bundesbildungsvorsitzende Prof. Dr. Gerhard Schmid. „Als Pionier öffnete er den ORF für ein breiteres Publikum und trieb die europäische Integration der Sender voran. Gemeinsam mit Persönlichkeiten wie Gerd Bacher, Hugo Portisch und Helmut Zilk gestaltete er eine Ära des Fernsehens, die bis heute nachwirkt. Als einer der ‚Erfinder der Zeit im Bild‘ hat er die sicherlich wichtigstes Nachrichtungsendung des Landes maßgeblich geprägt. Ohne diese, über viele Jahrzehnte hindurch auf beiden Fernsehkanälen durchgeschaltene, 30 Minuten Nachrichten, wäre Österreich heute ein anderes Land.“

Teddy Podgorski war nicht nur ein Visionär des Medienwesens, sondern auch eine bedeutende Figur des gesellschaftlichen Lebens. Sein Engagement für soziale Belange und kulturelle Vielfalt prägte Generationen von Zuschauerinnen und Mitarbeiterinnen des ORF gleichermaßen. „Mit dem Tod von Teddy Podgorski verliert Österreich einen herausragenden Medienpionier, einen engagierten Gesellschaftsgestalter und einen leidenschaftlichen Förderer des Sports. Sein Vermächtnis wird jedoch weiterleben, und sein Einfluss wird auch in Zukunft im ORF und darüber hinaus spürbar sein. In Dankbarkeit und Respekt verneigen wir uns vor seinem Lebenswerk. Unsere Anteilnahme gehört seiner Familie, Freund*innen sowie Hinterbliebenen.“

 

Herzliche Gratulation: Dr.in Erika Freeman ist Ehrenbürgerin von Wien

Dr.in Erika Freeman wurde im Februar von Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt. Diese höchst selten verliehene Auszeichnung der Stadt Wien wurde der Psychoanalytikerin und Zeitzeugin gemeinsam mit einem Eintrag in die marmorne Ehrentafel vor dem Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus verliehen. 1927 in Wien als Erika Polesiuk geboren, musste sie als zwölfjähriges Mädchen vor dem NS-Terrorregime nach New York flüchten. Über ihr Schicksal berichtete Dr. Erika Freeman auch als Zeitzeugin beim Fest der Freude 2022 in einer berührenden und beeindruckenden Rede. „Wir gratulieren Erika Freeman herzlich zu dieser hochverdienten Ehre und bedanken uns für ihr unermüdliches Engagement für ein ‚Niemals vergessen‘“, betont der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, LAbg. Prof. Dr. Gerhard Schmid.

Gerhard Schmid hat 2023 ein berührendes Gespräch mit der Zeitzeugin geführt, das hier zu sehen ist:

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Gerhard Schmid zum Internationalen Frauentag: Gleichberechtigung heißt gleicher Lohn für gleiche Arbeit

“Gleichberechtigung darf nicht eine leere Phrase sein, sondern muss endlich Realität für alle Frauen werden“, betont der SPÖ-Bundesbildungsvorsitzende, LAbg. Prof. Gerhard Schmid anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März. Es ist beschämend, dass die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in Österreich europaweit an zweithöchster Stelle hinter Estland liegen. Ohne Lohntransparenz wird sich an dieser Ungerechtigkeit nichts ändern, die EU-Richtlinie zu Lohntransparenz, die bis 2026 umgesetzt werden muss, ist daher sehr zu begrüßen. „Ohne Gesetze und Verordnungen sind Gleichberechtigung und Chancengleichheit anscheinend schwer zu erreichen“, unterstreicht Schmid, der auch darauf hinweist, dass Frauen noch immer die Hauptlast der Care-Arbeit tragen: „von Halbe-Halbe sind wir noch weit entfernt.“

Die Sozialdemokratie hat sich von Beginn an für die Rechte und die Emanzipation der Frauen eingesetzt. Das reicht von Geschlechtergerechtigkeit in der Bildung, im Gesundheitswesen, in der Berufswelt bis hin zu Förderungen von Frauen in Führungspositionen und dem Kampf gegen Unterdrückung von sowie Gewalt Gewalt gegen Frauen. Schmid: „Der Kampf für Gleichberechtigung und ein selbstbestimmtes Leben hat oberste Priorität in der Sozialdemokratie!“

 

„ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid“ #84: Mag. Daniel Landau, Bildungskoordinator der Bundesregierung

Heutiger Gast der „ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid“ ist Mag. Daniel Landau, Pädagoge und Bildungskoordinator der Bundesregierung. Im Gespräch geht es unter anderem um die Stärkung der Gemeinschaft durch Bildung, um persönliche Überzeugungen und Glauben. Und es geht auch um Missstände im Bildungssystem, um Druck auf Schüler*innen und Lehrende. Landau beschreibt, wie wichtig Solidarität und individuelle Förderung sind und fordert eine breite gesellschaftliche Zusammenarbeit, um bessere Bildung für alle zu gewährleisten. Bildung und offene Kommunikation sind für den Pädagogen essenziell im Kampf gegen Vorurteile. Neben vielen weiteren Themen wird auch die verbindende Kraft der Musik angesprochen, denn: Daniel Landau ist auch ausgebildeter Dirigent.

Ein inspirierendes Gespräch voller Einblicke und Perspektiven für eine bessere Zukunft.

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„ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid“ #83: Dr.in Daniela Kittner, Journalistin

Gast in dieser Episode der „ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid“ ist die renommierte Innenpolitik-Journalistin und Politikexpertin Dr.in Daniela Kittner. Im Gespräch geht es unter anderem um die aktuelle politische Landschaft in Österreich, die bevorstehenden Wahlen, den „Kampf um das rechte Lager“ und das Schwinden eines pro-europäischen Bewusstseins in Österreich. Auch die Frage „In welche Richtung soll die EU gehen?“ wird erörtert, ebenso die Rolle der nationalen Volksvertreter*innen im vereinten Europa.

Neben politischen Aspekten sind auch die Herausforderungen im Journalismus, insbesondere die finanzielle Krise und die Abhängigkeit von Geldgebern Thema. Auch die Bedeutung von Bildung und kritischem Denken bei der Informationsaufnahme und die Wichtigkeit von Ethik in der Kommunikation werden diskutiert.

Abschließend gibt Dr.in Daniela Kittner einen Einblick in ihr Leben außerhalb des Journalismus.

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150. Geburtstag Otto Glöckels – SPÖ-Schmid gedenkt eines „großen Vorkämpfers für ein modernes und gerechtes Bildungssystem“

SPÖ-Bildungsorganisationen legen Kranz zu Ehren des Bildungsreformers nieder – Glöckel kämpfte für Bildungssystem ohne Barrieren und freien Uni-Zugang für Frauen

Anlässlich des 150. Geburtstags des großen Bildungsreformers Otto Glöckel haben die SPÖ-Bundesbildung, die Wiener SPÖ-Bildung und die Wiener Bildungsakademie einen Kranz im Gedenken an Glöckel niedergelegt.

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SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender Prof. Dr. Gerhard Schmid betonte beim Gedenken beim Palais Epstein am Dr.-Karl-Renner-Ring: „Otto Glöckel war nicht nur einer der bedeutendsten Bildungspolitiker und sozialdemokratischen Reformer seiner Zeit – er hat auch Bahnbrechendes für das Wiener und das österreichische Bildungssystem geleistet.“ Glöckel habe richtungsweisende Bildungsreformen eingeleitet, so Schmid.

„Wenn wir heute Otto Glöckels gedenken, ist das für uns die Verpflichtung, für ein modernes, zukunftsorientiertes und vor allem sozial gerechtes Bildungssystem ohne Barrieren und Schranken zu kämpfen.“ Das Vermächtnis Glöckels müsse fortgesetzt werden, betonte SPÖ-Bundesbildungsgeschäftsführer Wolfgang Markytan, MA. Die SPÖ-Bildungsorganisationen haben „in Gedenken an den großen Bildungsreformer Glöckel“ auch an dessen Ehrengrab am Meidlinger Friedhof einen Kranz niedergelegt.

Für den Wiener Bildungsdirektor Mag. Heinrich Himmer ist Glöckels 150. Geburtstag ein guter Anlass, über dessen Projekte für ein gerechtes, gleichberechtigtes und modernes Wiener Schulwesen nachzudenken. Es sei heute wie damals wichtig, in Wien und Österreich für jedes Kind die gleichen Chancen zu ermöglichen. „Denn das, was für Otto Glöckel der Leitspruch war, ist auch heute noch unser Leitspruch: das Kind in den Mittelpunkt stellen“, so Himmer.

Die Wiener SPÖ-Bildungssekretärin Martina Canori-Buchhart, MA erinnerte daran, dass Glöckel – unbeteiligt an den Februarkämpfen – am 12. Februar 1934 im Palais Epstein verhaftet und ins Anhaltelager Wöllersdorf gebracht wurde. Zu Otto Glöckel: Der am 8. Februar 1874 geborene Otto Glöckel war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und des sozialdemokratischen Lehrervereins. Er war Nationalratsabgeordneter, erster Unterrichtsminister (Unterstaatssekretär für Unterricht) der Ersten Republik und Wiener Stadtschulratspräsident. 1934 wurde er in seinem Büro im Palais Epstein verhaftet und für mehrere Monate in Haft genommen. Glöckel legte in seinem Buch „Das Tor der Zukunft“ bereits 1917 ein Schulreformprogramm vor. In seinem Erlass von 1919 ermöglichte er Frauen den freien Zugang zu Universitäten. Besondere Bedeutung hatte auch der sogenannte Glöckel-Erlass, mit dem u.a. die verpflichtende Beteiligung der Schüler*innen am Religionsunterricht abgeschafft wurde. Glöckel stellte dem geltenden autoritären Unterrichtsprinzip die Forderung nach freier Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes entgegen. Zur Überwindung der sozialen Chancenungleichheiten strebte Glöckel eine einheitliche Organisation des Erziehungs- und Bildungswesens an. Damit wollte der Reformer den Abbau von Bildungsbarrieren, die soziale Integration der Kinder und die Ausschaltung des kirchlichen Einflusses erreichen. Zudem wurden Lehrpläne neu formuliert, die Unterrichtsmethoden modernisiert und die Lehrer*innenausbildung verbessert. Seine Vision von der Verwirklichung der Einheitsschule aller Zehn- bis Vierzehnjährigen scheiterte am Widerstand der Konservativen.

Fotos: SPÖ Bildung

„Dialog der Religionen“: Plädoyer für das Miteinander über konfessionelle Grenzen hinweg

Ein flammendes Plädoyer für das Brückenbauen, für das Miteinander über konfessionelle Grenzen hinweg gaben die Diskutant*innen beim 2. Prof. Rudolf-Gelbard-Symposium, das am 29. Jänner im Kardinal-König-Haus in Wien Hietzing stattfand. Entsprechend dem Motto des Symposiums „Dialog der Religionen“ sprachen der Kardinal der Erzdiözese Wien, S.E. Kardinal Dr. Christoph Schönborn, der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Jaron Engelmayer, und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Mag. Ümit Vural, über die Rolle der Religionsgemeinschaften in unserer Gesellschaft. Ihre Einschätzung zur Entwicklung unserer Demokratie sowie persönliche Erinnerungen an die „Zentralfigur der österreichischen Erinnerungsarbeit“, Prof. Rudolf Gelbard, teilten die Zweite Präsidentin des Nationalrates, Doris Bures, und die Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds, Prof.in Mag.a Hannah Lessing. Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, Prof. Dr. Gerhard Schmid, verwiesen in ihren Reden auf die Vorbildwirkung Prof. Gelbards und auf das funktionierende Miteinander der Religionsgemeinschaften in Österreich. Moderiert wurde die Veranstaltung von Mag.in Renata Schmidtkunz, Leiterin der Ö1-Sendereihe „Im Gespräch“.

Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig erinnerte an Kardinal König und Bruno Kreisky, denen es gelungen ist, über Partei- und konfessionelle Grenzen hinweg, Brücken zu bauen. In dieser Tradition sehen sich auch alle Redner*innen des 2. Prof. Rudolf-Gelbard-Symposiums. Der von Dr. Michael Ludwig nach dem Anschlag der Hamas am 7. Oktober initiierte Religionsrat wurde von allen drei Vertretern der Glaubensgemeinschaften als beispielhaft für das gute Einvernehmen und das Verantwortungsbewusstsein der handelnden Personen genannt. Und sie verwehren sich vehement dagegen, Religion ideologisch und politisch zu missbrauchen. Denn in allen Religionen gehe es um Achtung, um Respekt, um Mitgefühl. „Es sind nicht die Religionen, die Entscheidungen treffen, es sind die Menschen“, bringt es Mag. Ümit Vural auf den Punkt. Und Dr. Christoph Schönborn appelliert in Erinnerung an den Nationalsozialismus: „Man kann sich nicht mit allem abfinden, man muss hinterfragen. Franz Jägerstätter hat als einfacher Bauer Widerstand gegen diese menschenverachtende Ideologie geleistet. Aus Anstand und Mitgefühl.“ Auch Jaron Engelmayer betont in Anbetracht der Zunahme des Rechtsextremismus: „Demokratie ist kein Geschenk, das uns in den Schoß fällt. Zusammenleben funktioniert nur in gegenseitiger Achtung. Wir müssen die Stimme erheben, wenn es um unsere Demokratie geht.“ Ein Beispiel für das funktionierende Miteinander der Glaubensgemeinschaften in Österreich sei auch die Tatsache, dass in Wien ein Rabbiner gemeinsam mit einem Imam Schulen besucht, um gegenseitigen Ressentiments entgegenzuwirken, betonte Mag. Ümit Vural.

Neben diesen ernsten aktuellen Themen gab es aber auch nette Anekdoten, die an den den Aufklärer und Brückenbauer Gelbard erinnerten: Seine Briefe, Zeitungsausschnitte und Texte, die er verschickte um dann die Meinung des Adressaten, der Adressatin dazu zu erfragen. Sein konsequentes und furchtloses Auftreten gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus. Er förderte das Mitdenken, das Verstehen. Und, so wurde erzählt, er hatte immer ein Radio bei sich, um das Mittagsjournal zu hören, und danach gleich darüber zu diskutieren. Er sei ein Lehrer gewesen, ein väterlicher Freund, dem es wichtig war, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, damit so etwas nie wieder passieren kann.

Und ganz im Sinne von Prof. Rudolf Gelbard waren sich alle darüber einig, dass die Erinnerungskultur auch dann weitergeführt werden muss, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt. „Information ist Abwehr“, lautete einer seiner Leitsätze. Und das gelte heute mehr denn je. Mag. Marcus Schober, der das Schlusswort der Veranstaltung übernahm, erinnerte an die eindringliche Antwort Gelbards auf die Frage „Was machen wir, wenn niemand mehr da ist, der darüber erzählen kann?“: Gelbard: „Dann müsst ihr das machen!“

Fotos: Richard Tanzer

Gerhard Schmid zum Holocaust Gedenktag: „Kampf für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte“

„Das Gedenken an die furchtbarste Zeit der Geschichte verbinde ich heuer mit dem Kampf für Demokratie und den großen und sichtbaren Aktivitäten in unserem Land. In einer Person spiegelt sich sowohl die Erinnerung als auch der stetige Kampf für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte in besonderer Weise. Daher möchte ich heute mein Gedenken und meine Gedanken meinem Freund Professor Rudolf Gelbard widmen“, betont der Vorsitzende SPÖ-Bundesbildungsorganisation, Prof. Dr. Gerhard Schmid anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27 Jänner.

Gerhard Schmid: „Rudolf Gelbard (1930-2018) wurde einmal als ‚Zentralfigur der österreichischen Erinnerungskultur‘ bezeichnet, sehr zu Recht – wie ich meine – aber es ging ihm nicht nur um die Erinnerung sondern es ging Ihm vor allem auch um die Gegenwart und um unsere Zukunft. Rudolf Gelbard war ein unermüdlicher Zeitzeuge und Referent, der vor allem die Jugend auf die Gefahren aufmerksam macht – auf Werte und Einstellungen, die gegen unsere Demokratie gerichtet sind und der die Jugend zu einem kritischen, analytischen Denken motiviert, mit unglaublicher Leidenschaft und Einsatzfreude und mit großem Mut!

Rudi Gelbard hat in seinem Leben Furchtbares mitgemacht. Als Kind jüdischer Abstammung hat er den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht 1938 und die darauffolgenden immer schlechter werdenden Lebensumstände für die jüdische Wiener Bevölkerung erlebt. Von 1942 bis 1945 war der damals 12 bis 15-Jährige Häftling im KZ Theresienstadt. Von den 15.000 von den Nazis dort inhaftierten Kindern haben nur sehr wenige überlebt.

Er war bis zum letzten Augenblick eine der gefragtesten Persönlichkeiten für Vorträge und Diskussionen zum Themenbereich Holocaust und totalitäre Systeme. ‚Die Gnade des Vergessen-Könnens ist Keinem beschieden, der im Konzentrationslager war. Das kann man nicht vergessen‘, sagte die große Rosa Jochmann. Die Welt ist nach Ausschwitz eine andere geworden. 6 Mio. Juden und Millionen andere Ermordete und ums Leben gekommene klagen an. 66.000 österreichische Juden sind im Holocaust ums Leben gekommen, 140.000 wurden aus Österreich vertrieben.

Das ‚Niemals vergessen‘ ist durch Menschen wie Rudi Gelbard, dem großen Brückenbauer zur Verpflichtung geworden Und wir brauchen Menschen wie Rudolf Gelbard, den Zeitzeugen, Demokraten und Kämpfer, der uns auf viele Fragen und Umstände ständig aufmerksam macht. Mit Herz und Intellektualität aber auch mit einem tiefen Sinn für Weisheit, Stärke und Schönheit.“