Autor -Gerhard Schmid

Schmid: Bildungspolitik ist gerade in Corona-Zeiten Schlüssel zu sozialer Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung

„Soziale Gerechtigkeit, die Bekämpfung der Armut und die Sicherung und Schaffung von Arbeit sind nach über 130 Jahren noch immer die zeitgemäßen Forderungen der Sozialdemokratie“, erklärt der Vorsitzende der SPÖ-Bildung Gerhard Schmid anlässlich des 1. Mai. Wobei Schmid als Schlüssel dazu die Bildungspolitik sieht, „eine der wesentlichsten und zentralsten Grundlagen sozialdemokratischer Politikgestaltung“. Und das sei gerade in einer Gesellschaft von besonderer Bedeutung, „in der die Schere der ökonomischen Unterschiede weit geöffnet ist und durch die aktuelle Corona-Krise noch weiter auseinander gehen wird“.

„Die technische Ausstattung, um an virtuellen Lernprozessen teilnehmen zu können, muss für alle Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden“, betont Schmid, der außerdem den Abbau von Bildungsbarrieren, etwa durch den Ausbau der Berufsreifeprüfung einschließlich Fördermaßnahmen fordert.

Was in der Bildungspolitik gebraucht werde, sei ein ganzheitliches Denken und eine Vernetzung der Bildungsinstitutionen auf allen Ebenen. Von der Elementarpädagogik in den Kindergärten, über Grundstufe und die Sekundarstufen I und II hin zum tertiären Sektor des Bildungswesens. „Mit voller Einbindung der Erwachsenenbildung, der Volksbildung, der staatsbürgerlichen wie gewerkschaftlichen Bildung und der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Sinne des Begriffs des lebenslangen Lernens!“, betont Schmid. Dafür müssten auch mehr öffentliche Mittel bereitgestellt werden.

Auch brauche es „leistungsfähige Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen in Verbindung mit höchstprofessionellen Forschungseinrichtungen, die an der internationalen Spitze mitmischen!“, so Schmid.„Bildungspolitik ist wichtig für unser demokratisches Gefüge und unsere Zukunft!“, sagt Schmid und fordert mehr Mittel für die Politische Bildung ein. Man möge sich in diesem Zusammenhang ein Beispiel an Deutschland nehmen, wo Politische Bildung traditionell einen höheren Stellenwert hat. Jedenfalls könne man „nur im Sinne des Miteinanders in einer offenen und toleranten Gesellschaft die Voraussetzungen für ein gutes Leben schaffen. In diesem Sinne: Hoch der 1. Mai!“.

Gerhard Schmid: Gedanken zum 1. Mai

Der 1. Mai 2020 ist davon geprägt, dass die ganze Welt schon eine Weile lang in dramatischer Weise durch ein Virus aus den Fugen geraten ist. Auf die Gesundheitskatastrophe wird eine Krise der Wirtschaft und der sozialen Sicherheit folgen. Und die Wirtschaftsforscher erwarten eine der stärksten Rezessionen nach 1945.  Und daher ist gerade zum 1. Mai 2020 die Botschaft der Sozialdemokratie so wichtig! Die Kosten der Krise dürfen nicht auf dem Rücken unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger getragen werden. Soziale Gerechtigkeit, die Bekämpfung der Armut und die Sicherung und Schaffung von Arbeit sind nach über 130 Jahren noch immer die zeitgemäßen Forderungen der Sozialdemokratie.

In diesen Tagen erinnern wir uns an die Wiedergründung der SPÖ am 14. April 1945 während in Teilen Wiens noch immer Krieg geführt und die deutsche Kapitulation noch nicht absehbar war! Rund zwei Wochen später am 27. April 1945, noch immer während des Krieges wurde ebenso im Roten Salon des Wiener Rathauses die Zweite Republik gegründet und die Unabhängigkeitserklärung verabschiedet. Wenige Tage später am 5. Mai 1945 wurde von der 11. US-Panzerdivision das Konzentrationslager Mauthausen, Ort und Zeugnis für die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte befreit. Und am 8. Mai 1945 (nach sowjetischer Zeit war es der 9. Mai) kapitulierte Nazi-Deutschland und der Zweite Weltkrieg in Europa war beendet. Es war der Tag der Befreiung und ein Tag der Freude.  Das alles war vor 75 Jahren! Wir gedenken aller Opfer des Faschismus, wir gedenken aber auch jener Frauen und Männer, die unter größten Gefahren für ein freies, demokratisches Österreich gekämpft haben.

Die Lehre aus der Katastrophe des 20. Jahrhundert war aus sozialdemokratischer Sicht das Bekenntnis zur Europäischen Integration über alle Gräben der Vergangenheit hinweg und den festen Willen mit der Schaffung des Sozial- und Wohlfahrtsstaates die Grundvoraussetzung für eine freie und demokratische Gesellschaft zu entwickeln.

Wir denken auch daran, dass vor 50 Jahren am 21. April 1970 mit Dr. Bruno KREISKY erstmals ein Sozialdemokrat als Bundeskanzler angelobt wurde. Österreich wurde sozialer, moderner und gerechter und hat sich in der Welt eingebracht. Aber im Zentrum aller Handlungen standen der Ausbau und die Weiterentwicklung des Sozial- und Wohlfahrtsstaates. Es war der größte positive Aufbruch in der österreichischen Geschichte!

Wir bekämpfen die Armut, schaffen Arbeit und Beschäftigung und kämpfen für soziale Gerechtigkeit! Für unsere Kinder den besten Zugang zur Bildung, für die Frauen die wirtschaftliche Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und besonders auch für die Älteren die beste medizinische Versorgung und die beste Pflege.

Angesichts der Corona-Pandemie, die derzeit unser Leben erfasst und die eine große Wirtschaftskrise nach sich ziehen wird, sei eines deutlich gesagt: die Sozialdemokratie muss immer auf der Seite der Menschen stehen und Ihre Rechte verteidigen. Und es wird die Aufgabe sein, dafür zu kämpfen, dass die Last der Krise gerecht verteilt wird. Im Sinne das alten Grundsatzes der Aufklärung: Wer mehr hat und wer mehr kann, der/die hat auch eine höhere Verpflichtung!

Nur im Sinne des Miteinanders in einer offenen und toleranten Gesellschaft können wir die Voraussetzungen für ein gutes Leben schaffen.

 

Hoch der 1. Mai!

75 Jahre Zweite Republik

“Heute vor 75 Jahren, am 27. April 1945, als in Teilen Wiens die Kämpfe noch im Gange waren, wurde im Roten Salon des Wiener Rathauses die Zweite Republik gegründet. Die Sozialdemokratie war mit großartigen Männern und Frauen von der ersten Stunde an bereit Verantwortung für dieses Land zu übernehmen”, betont SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender und SPÖ Hietzing-Vorsitzender Prof Gerhard Schmid, und setzt fort: “Ich möchte den Gedenktag zum Anlass nehmen, um jener Männer und Frauen zu gedenken, die unter größten Gefahren und Opfern für ein freies und demokratisches Österreich gekämpft haben. Daher möchte ich meine herzlichsten Grüße an die Widerstandskämpferin und KZ-Überlebende Professorin Käthe Sassso nach Niederösterreich übermitteln. Liebe Käthe! Euer Kampf, eure Opfer und eure Schmerzen waren wesentlich für die Gründung und Unabhängigkeit der Republik und für ein freies Österreich. Dafür sind wir dir und allen deinen MitstreiterInnen immer respektvoll dankbar!”

50 Jahre Angelobung Regierung Kreisky – Schmid: Bildungsschub für Österreich – Chance auf höhere Bildung für jedes Kind

Am 21. April jährt sich zum 50. Mal die Angelobung der ersten Regierung Kreisky. “Die 13 Jahre seiner Kanzlerschaft haben Österreich geprägt wie keine andere Periode der Zweiten Republik. Der Reformschub und die Verwirklichung des Wohlfahrtsstaates, verbunden mit einer kulturellen und intellektuellen Öffnung des Landes, wurden vielfach als österreichischer Weg bezeichnet”, betont SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender Gerhard Schmid. “Einen besonderen Schwerpunkt, der bis heute positiv nachwirkt, stellt die Bildungspolitik dar. Es war Bruno Kreisky, der es möglich gemacht hat, dass jedes Kind eine Chance auf höhere Bildung haben soll”, sagt Schmid.

Die Abschaffung der Studiengebühren, die SchülerInnenfreifahrt, die Gratis-Schulbücher, die Abschaffung der AHS-Aufnahmeprüfung, die Investitionen in den Neu- und Ausbau der Schulen und die Einführung eines modernen demokratischen Universitätsgesetzes haben Maßstäbe für mehr und bessere Bildung gesetzt. 1971 wird Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg von Bruno Kreisky mit der Gründung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung beauftragt. Firnberg, die das Ressort während der gesamten Regierungszeit Kreiskys innehatte und gleichzeitig Frauenvorsitzende der SPÖ war, setzt sich unter anderem besonders für die Förderung von Mädchen ein.

“Chancengerechte Bildung für möglichst alle Menschen – unabhängig von Einkommen und Herkunft war das Ziel. Und die Zahlen bestätigen den Erfolg. So gibt es heute über 400 Prozent mehr Studierende als 1970, bei den Frauen fast um 1000 Prozent mehr – eine Verzehnfachung. Konkret sind heute 53 Prozent aller Studierenden Frauen. Das ist eine großartige bildungspolitische Leistung, an der es anzuknüpfen gilt”, sagt Schmid.

Der SPÖ-Bundesbildungsvorsitzende erinnert daran, dass trotz aller Erfolg Bildung immer noch vererbt wird. “Es ist zu befürchten, dass sich das infolge der Corona-Krise verstärkt”, sagt Schmid und erinnert etwa an den sehr unterschiedlichen Zugang zu Tablets und Laptops, nicht nur was das Haushaltseinkommen und die elterliche Mithilfe beim Lernen daheim betrifft, sondern auch zwischen den SchülerInnen von AHS und Pflichtschulen. “So wie in der Kreisky-Ära der Gratis-Zugang zu Schulbüchern, muss es heute für alle SchülerInnen den Zugang zu Endgeräten geben. Je rascher, je besser”, sagt Schmid.

Ostern in Zeiten der Corona-Pandemie

Wir erleben gerade eine Zeit, die von vielen berechtigten Ängsten und Unsicherheiten durchdrungen ist. Die Situation ist auch für die Politik völliges Neuland!

Trotzdem gilt es die richtigen Entscheidungen zu treffen um die Auswirkungen der Pandemie so gering als möglich zu halten. Und es ist im Moment wichtig, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen. Das ist aber auch nicht leicht, da es schon in etlichen Fragen unterschiedliche Zugänge gibt.

Zur Stunde ist es aber unsere vornehmste Aufgabe auf der Seite jener Männer und Frauen zu stehen, die in den Spitälern, im gesamten Gesundheitswesen, im Lebensmittelhandel, in der kritischen Infrastruktur, von der Müllabfuhr bis zur Energie-und Wasserversorgung, im Zivildienst, bei der Polizei und Feuerwehr, beim Bundesheer etc. tagtäglich und risikobereit Ihre Leistungen für die Gemeinschaft, für uns bringen.

Und unsere gleichberechtigt zweite große Aufgabe ist jene Menschen zu schützen, die in Folge Ihres Alters oder von Vorerkrankungen zu den Hochrisikogruppen zählen.

Neben der gesundheitlichen Dimension sehen wir aber in der Welt, in Europa und in Österreich eine unfassbar dramatische wirtschaftliche Abwärtsentwicklung, wie wirsie in dieser Art seit 1945 nicht kannten. Offenbar schlimmer als die Weltwirtschaftskrise 2008/2009. Und hier muss man der Regierung ganz besonders auf die Finger schauen. Wir müssen auf der Seite jener Menschen stehen, deren Existenz durch den Verlust eines Jobs oder eines Auftrages gefährdet ist, unabhängig davon ob selbstständig oder unselbstständig! Hier bahnen sich große Tragödien an. Die Regierung hat dafür zu sorgen, dass die unzähligen Hilfesuchenden auch Hilfe und zwar angemessene Hilfe bekommen und nicht nur das Großkapital, egal ob in der Wirtschaft oder im Vermögensbereich.

In Wien hat Bürgermeister Michael Ludwig mit seinem Team alles daran gesetzt ein funktionierendes Gesundheitssystem sicherzustellen. Wie wichtig das ist und wie sehr wir uns da von anderen unterscheiden sehen wir furchtbarer weise wenn wir uns die Situationen in Italien, in Spanien, aber auch in den USA anschauen. Gleichzeitig sind Sonderprogramme für die Wiener Wirtschaft und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hochgefahren worden, aber vor allem auch erweiterte Hilfen für alle Menschen in Not!

Letzte Woche durfte ich mit dem weltberühmten Genetiker Josef Penninger, einem Hietzinger Bürger übrigens, über das Corona-Phänomen sprechen und habe den Eindruck gewonnen, dass alles Menschenmögliche getan wird um rasch ein zuverlässiges Medikament und im nächsten Schritt eine Impfung bereitstellen zu können. Erst dann werden wir das Problem mit seinen Folgen gelöst haben.
Und wir müssen uns dann sofort auf die nächste Krise, die hoffentlich nie passieren wird, vorbereiten. Durch den Klimawandel und auch die Enge innerhalb der viele Menschen in unterschiedlichsten Regionen der Welt leben müssen, haben sich auch viele natürliche, wirtschaftliche, kulturelle und biologische „Regulative“ verändert.

Pandemien sind oft nur ein Ausdruck dieser Veränderungen. Also dürfen wir zusammenfassend durchaus sagen, dass jedes Engagement für soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz eine Investition für die eigene Sicherheit ist.  Jetzt aber gilt es in diesen kritischen Tagen kühlen Kopf zu bewahren, niemanden zu vergessen, eigene Interessen hintanzustellen und unser Österreich und unser Wien in den Vordergrund zu rücken.

In diesem Sinne wünsche ich im Namen der Hietzinger Sozialdemokratie unter schwierigen Bedingungen halbwegs angenehme Feiertage und allen Christen ein gesegnetes Osterfest! Und bleiben Sie gesund! Gemeinsam schaffen wir das!

Solidarität in Hietzing – Aktion für MitarbeiterInnen des KH Hietzing

Das Team der Hietzinger Zeitung unter Führung von Herausgeber Michael Fritscher hat eine Aktion zum Dank für den Einsatz der MitarbeiterInnen des Krankenhaus Hietzing gestartet, an der sich zahlreiche Firmen beteiligt haben. Erfreut reagierte der Vorsitzende der SPÖ Hietzing, LAbg. Prof. Gerhard Schmid: „Dank dem großartigen Team der Hietzinger Zeitung und dem Herausgeber Michael Fritscher! Gemeinsam mit der Zeitung und der Personalvertretung im Krankenhaus Hietzing ist es gelungen, namhafte Unternehmen zu gewinnen, die für die unermüdlich für die Gemeinschaft arbeitenden Beschäftigten kleine Gesten des Dankes und der Wertschätzung überbringen! Unser Dank gilt auch ÖGB-Präsidenten Wolfgang Katzian, Haller-Mobil für die Transportfahren, die Firma Ströck und Egger-Getränke (Radlberger). Mit REWE Österreich (Dank an Generaldirektor Haraszti), Ankerbrot, AGM und der Wohnbauvereinigung der GPA und andere kommen nächste Woche weitere Unterstützer hinzu.“

(Im Bild: Junior Chef Benjamin Haller überbringt Personalvertreter Michele Calabrese Aufmerksamkeiten der Firma Ströck)

Schmid: Dank an alle MitarbeiterInnen des Krankenhaus Hietzing

SPÖ Hietzing-Vorsitzender, LAbg. Prof. Gerhard Schmid hat sich anlässlich der Corona-Pandemie persönlich ein Bild von der Situation im Krankenhaus Hietzing gemacht. Sein Resümee: “Ich habe mit einigen Verantwortlichen und der ärztlichen Direktorin die Lage besprochen. Es wird äußerst professionell, unermüdlich und gewissenhaft gearbeitet! Ich möchte als örtlich zuständiger Landtagsabgeordneter und Gemeinderat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften, der Verwaltung, allen dort Beschäftigten unseren tiefen Respekt, Dankbarkeit und höchste Wertschätzung für diesen gewaltigen Dienst an der Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. Gemeinsam werden wir die Krise schaffen!”

Schmid: „Das Ziffernnotensystem ist völlig antiquiert“

Gerhard Schmid ist Bundesbildungsvorsitzender der SPÖ und vertritt Hietzing im Wiener Landtag. Im Interview mit der „Hietzinger Zeitung“ spricht der Vollblutpolitiker und Pädagoge über brisante Themen wie das „türkis-grüne Bildungsprogramm“, den Neuaufguss des „antiquierten Ziffernnotensystems“ und die Gefahren von Social Media.

Das Bildungssystem in Österreich ist immer wieder ein heiß diskutiertes Thema. Vor allem Debatten rund um die Sinnhaftigkeit des guten alten Notensystems flammen immer wieder auf. Die Hietzinger Zeitung hat das Thema aufgegriffen und einen Bildungsprofi zum Gespräch gebeten.

Sie sind und waren – verknüpft mit Ihrer politischen Laufbahn – immer auch Pädagoge. Macht es Ihnen Spaß, zu lernen und zu lehren?

Gerhard Schmid: Ich war schon in sehr jungen Jahren Lehrer (lacht). Als ich das erste Mal in der Klasse gestanden bin, war ich jünger als manche meiner Schüler.

André Heller sagte unlängst – in Anlehnung an Hugo von Hofmannsthal –, es sei so wichtig, viel zu wissen.

Schmid: Wissen ist ein bissl eine Sucht. Aber ich sehe das natürlich auch so. Mein Credo war aber immer, dass Wissen sehr breit aufgestellt sein muss. Ich gehe mit Begeisterung in Wagners „Götterdämmerung“. Aber man wird mich genauso in einem großen Fußballstadion im Westen Wiens antreffen. „Breit“ bedeutet aber wohl auch, dass Wissen nicht elitär sein sollte. Schmid: Wissen breit zu vermitteln, ist wichtig. Ich habe auch immer versucht, mit Berufsschülern Projekte durchzusetzen, von denen man mir im Vorfeld abgeraten hatte. Das waren Projekte über den Spanischen Bürgerkrieg, über die historischen Zusammenhänge der Zwischenkriegszeit, über die Zweite Republik – es hat immer funktioniert.

Haben Sie den Eindruck, dass die Menschen im digitalen Zeitalter mehr wissen?

Schmid: Nein, den habe ich nicht. Sie können zwar schneller zu einer spezifischen Information gelangen, die Frage ist nur: Was fangen sie damit an? Ich bin ja ein großer Anhänger der klassischen humanistischen Bildung und weiß, dass man das Wissen, das man erwirbt, in einen intellektuellen Raster einhängen können muss. Wenn ich im Internet nachschaue, wer 1964 in einer bestimmten Mozart-Oper eine bestimmte Rolle gesungen hat, helfen mir diese Suchhilfen zwar sehr schnell. Aber wenn ich über Mozart nichts weiß, nutzt mir das auch nichts.

Umberto Eco warnte in seinen glühenden Essays vor der Verblödung durch die neuen Medien. Eine ernstzunehmende Gefahr?

Schmid: Auch viele Neurologen warnen davor: Wenn man sich mit diesen Medien permanent beschäftigt und sozusagen „drinnen bleibt“, könnte einem die soziale Dimension des Lebens leicht abhanden kommen.

Sie wurden letztes Jahr SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender. Was sind Ihre Aufgaben?

Schmid: Die Bundesbildungsorganisation hat eine große Tradition und reicht weit in die Gründungszeit der Sozialdemokratie, die ja aus Bildungsvereinen entstanden ist, zurück. Denn man wusste, dass die Emanzipation der Arbeiterschaft nur über Bildungsprozesse funktionieren kann. Deshalb gibt es bis zum heutigen Tag eine ganze Reihe von Bildungs- und Ausbildungsangeboten und Seminaren.

In dieser Funktion haben Sie sich sicher auch mit dem Bildungsprogramm der türkis-grünen Regierung auseinandergesetzt. Ihre Analyse?

Schmid: Es ist schwierig, dazu etwas in die Tiefe Gehendes zu sagen – weil das Programm nicht in die Tiefe geht. Es ist ein sehr dünnes Kapitel, das keinerlei Antworten gibt auf die entscheidende Frage: Wie kann man das österreichische Bildungssystem an die Spitze bringen? Da bleibt man an der Oberfläche, begnügt sich mit Gemeinplätzen, zeigt keine konkreten Wege auf.

Was halten Sie vom Revival des Ziffernnotensystems?

Schmid: Das Ziffernnotensystem ist besonders antiquiert. Und vor allem in der Elementarpädagogik sollte man differenziertere Formen der Beurteilung finden, die eine Gesamtbeurteilung der Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Keinesfalls entspricht das Ziffernnotensystem dem heutigen Stand der pädagogischen Wissenschaft.

Besteht die Gefahr, dass dieses konservative Bildungssystem die soziale Schere in der Gesellschaft noch vergrößert?

Schmid: Das ist zu befürchten. Und dass die Grünen diese Konzeption in der Regierung mittragen, wird man einer kritischen Überprüfung unterziehen müssen. Der Bestsellerautor Yuval Harari warnt vor einer Gesellschaft, die sich in wenige Privilegierte und viele andere Menschen spaltet, die sich sinnlos und „überflüssig“ vorkommen.

Ihre Meinung?

Schmid: Bildung ist auch der Weg, die Sinnfragen des Lebens zu lösen. Aber das kann ich nur, wenn ich in Bildungsprozessen eine entsprechende Begeisterung vermittle: Wenn ich mit Schülern Theater oder sportliche Ereignisse besuche; wenn ich mit ihnen auf Reisen gehe. Das heißt, Bildungsprozesse müssen lebendig sein, und Schüler müssen lernen, ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden. Das ist mindestens so wichtig wie die Kenntnis der Jahreszahl der Punischen Kriege.

Bürgermeister Michael Ludwig versprach jüngst Gratis-Ganztagsschulen. Eine gute Idee?

Schmid: Ein absolut wichtiges Projekt! Gratis-Ganztagsschulen sind vor allem in jenen Bereichen, wo die Eltern schauen müssen, dass sie finanziell über die Runden kommen, ein wichtiger Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit.

Sie sind SPÖ-Vorsitzender in Hietzing – Ihr Lieblingsbezirk?

Schmid: Wir haben großartige Schulen im Bezirk, auch großartige berufsbildende Schulen und eine großartige Volkshochschule, deren Schwerpunkt die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte ist. Ich bin glücklich und stolz, dass ich für diesen Bezirk im Wiener Gemeinderat politische Verantwortung tragen darf.

Zum 109. Internationalen Frauentag

Anlässlich des 109. Internationalen Frauentags am 8. März 2020 besuchte der Vorsitzende der SPÖ Hietzing, Gemeinderat Prof. Gerhard Schmid die Frauentags-Veranstaltung von SPÖ Hietzing und Hietzinger Grünen in der VHS Hietzing und legte ein “klares Bekenntnis zum leider noch immer notwendigen Kampf für die Gleichberechtigung und die gleichen Chancen für Männer und Frauen” ab. Schmid: “Noch immer gibt es bei den Einkommen, bei den Karrierechancen, bei der Arbeitszeit, den Bildungsmöglichkeiten etc. beträchtliche Unterschiede. Dieser politische Kampf für die Rechte der Frauen muss mit einer entschlossenen Ächtung jeglicher Formen von Gewalt an Frauen verbunden sein.”

SPÖ Hietzing: Geschlossen die Zukunft des Bezirks gestalten

Bei der Jahreskonferenz der SPÖ Hietzing am 27. Februar wurden die KandidatInnenlisten für die bevorstehenden Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen beschlossen. Alle KandidatInnen wurden mit mehr als 90 Prozent der Stimmen gewählt. Als Hietzinger Spitzenkandidat für die Gemeinderats- und Landtagswahl geht der SPÖ-Bundesbildungsvorsitzende, Landtagsabgeordneter Prof. Dr. Gerhard Schmid mit 94,1 Prozent der Stimmen ins Rennen. Auf Bezirksebene ist der Hietzinger Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Matthias Friedrich Spitzenkandidat. Er wurde mit 97,7 Prozent gewählt.

Schmid bedankte sich für das große Vertrauen. „Ich freue mich sehr über die Geschlossenheit, mit der die SPÖ Hietzing die Zukunft des Bezirkes gestalten wird. Wir ziehen an einem Strang!“, so Schmid. „Das Leben in Wien muss leistbar bleiben. Das ist der Grundpfeiler des sozialen Zusammenhalts. Gerade durch Maßnahmen wir Pflegegarantie, Lehrplatzgarantie oder auch der Gratis-Ganztagsschule – denn Bildung ist das höchste Gut – wird uns das gelingen“, zeigt sich der Spitzenkandidat entschlossen

Friedrich stellte klar, dass die SPÖ Hietzing auch in Zukunft die Themen Nachhaltigkeit, BürgerInnenbeteiligung, Schulwegesicherheit und Mobilität ins Zentrum ihrer Arbeit stellen werde. Darüber hinaus seien leistbarer Wohnraum, der Erhalt des Bezirksbildes und der Ausbau des medizinischen Angebots mit Kassenverträgen unerlässlich.