Zur IG Kultur Wien: Durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Künstler*innen zum Fair Pay

Verwundert zeigt sich der Kulturausschussvorsitzende und SP-Gemeinderat Gerhard Schmid über die Aussendung der IG Kultur Wien zur Evaluation der Fair Pay-Maßnahmen der Stadt Wien, die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler letzte Woche präsentiert hat. „Es ist doch einigermaßen sonderbar, dass die IG Kultur Wien der Stadt die Kenntnis über die Arbeitsrealitäten der Künstler*innen abspricht und hier großzügiger Weise ‚Unterstützung und Zusammenarbeit‘ anbietet, hier also den Eindruck erweckt, bisher nicht eingebunden worden zu sein. Gleichzeitig war es eben diese Interessenvertretung, die zusammen mit anderen IVs, Organisationen und der Kulturstadträtin das Fair Pay-Symposium organisiert hat, das 2019 im Gartenbaukino als großer Auftakt des Prozesses fungierte.“


Zum Vorschlag der IG Kultur Wien, einen Fair Pay Gap für die freie Szene zu erheben und dann einfach zu tilgen, äußert sich Schmid skeptisch: „Es ist illusorisch zu glauben, das Thema Fair Pay handstreichartig zu lösen. Nach dem Motto: Erhebung des Bedarfes, Anhebung des Budgets – Problem gelöst. So einfach ist es eben nicht. Dafür ist die Szene vor allem in Wien, wo mit rund 44 Prozent fast die Hälfte aller österreichischen Künstler*innen leben, schlicht zu groß und zu heterogen in ihren Arbeitsverhältnissen.“

In der Stadt verfolge man das Credo, Kunst ist Arbeit und diese gehöre als solche entlohnt, erläutert Schmid weiter, der diesbezüglich auf die Arbeitsbedingungen der Kunstschaffenden verweist: „Wir können und wollen glaubwürdig und beständig an einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen arbeiten und dabei die zahlreichen Facetten der künstlerischen Arbeit mit einbeziehen. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen nachhaltiger und zielführender sind.“ Dabei gehe es nicht nur um die Löhne, sondern auch um Arbeits- und Proberäume, um künstlerische Entwicklung abseits eines direkten Verwertungsdrucks und um die Vielfalt künstlerischer Ansätze und den damit verbundenen Zielgruppen. „Um Fair Pay zu erreichen setzt die Stadt konkrete Maßnahmen, die – wie aus der kürzlich durchgeführten wissenschaftlichen Evaluation hervorgeht – ihre Wirkung zeigen. Dazu gehören u.a. die Erhöhung des Kulturbudgets seit 2018 um fast 30 Prozent, Honoraruntergrenzen der IGs als Empfehlung für Förderungen, die Aufnahme ins Regierungsprogramm und Arbeitsstipendien. „Besonders die Arbeitsstipendien leiten einen Paradigmenwechsel in der Kulturförderung ein“, freut sich Schmid und erläutert: „Im letzten Jahr haben wir 84 Jahresstipendien zu jeweils 18.000 EUR vergeben. Die finanzielle Absicherung über ein ganzes Jahr hinweg trägt deutlich zu einer Entprekarisierung der wirtschaftlichen Situation der Geförderten bei. Gefördert werden nicht mehr die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit, sondern direkt die Künstler*innen und deren Arbeitsprozesse.“

Auch die Kritik der IG Kultur Wien, dass der Bereich der Stadtteilkultur und Interkulturalität ausgeklammert wurden, stößt beim Kulturausschussvorsitzenden auf Unverständnis. „Das Budget für Stadtteilkultur ist seit 2018 von rund 12 MIO Euro auf rund 19 MIO Euro 2021 gestiegen, also um rund 55%.“ Schmid schließt: „Wir schätzen die Arbeit der Interessensvertretungen und ihr Engagement für die Künstler*innen sehr. Was wir uns wünschen würden, wäre hier mehr Dialog und Sachlichkeit anstatt polemischer Vergleiche mit Lebensmitteln“.