Zum 80. Geburtstag von Klaus Maria Brandauer

„Ein großartiger Schauspieler und Regisseur, einer, der Geschichten erzählt wie kaum ein anderer, einer, der zu Recht unzählige Auszeichnungen erhalten hat, feiert nicht nur sein 60jähriges Theater-Jubiläum, sondern auch ein Lebensjubiläum: Herzliche Gratulation zum 80. Geburtstag, Klaus Maria Brandauer“, würdigt der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, LAbg. Gerhard Schmid, den Österreichischen Künstler mit Weltruhm. „Seine Karriere als großer und vielfach ausgezeichneter Charakterdarsteller des internationalen Films ist ebenso beeindruckend wie sein Engagement für junge SchauspielerInnen in Ausbildungen. Klaus Maria Brandauer hat Generationen von SchauspielerInnen geprägt“, unterstreicht Schmid und weist auch auf die nach wie vor enge Verbundenheit Brandauers mit Altaussee hin.

Zu Hause ist Brandauer auf der Theaterbühne, der Opernbühne genauso wie im Kinofilm, und zwar sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur. Ebenso beliebt und berühmt sind seine Lesungen. Die Karriere von Schauspieler Klaus Maria Brandauer ist schlicht beeindruckend. Das finden nicht nur seine Fans, sondern auch viele hochrangige Institutionen, die ihn mit Auszeichnungen für sein Schaffen ehren.

„Ich habe nicht vor, mich aufs Altenteil zu setzen“, sagt er im Interview mit STANDARD-Kulturchef Stephan Hilpold. An seinem Geburtstag am 22. Juni wird Brandauer im Rahmen einer Festvorstellung am Wiener Burgtheater aus Thomas Bernhards Stück „Minetti“ lesen.

Zu Klaus Maria Brandauer:

Brandauer ist der Sohn des aus Deutschland stammenden Zollbeamten Georg Steng und der Österreicherin Maria Brandauer, deren Vor- und Mädchennamen er später seinem ersten Vornamen als Künstlername anhängte. Die ersten Jahre seiner Jugend verbrachte er bei den Großeltern in Altaussee. Später lebte er bei seinen Eltern u. a. in Kehl am Rhein und Grenzach nahe Basel, einem Ort, der Brandauers Angaben zufolge maßgeblichen Einfluss auf seine schauspielerische Entwicklung hatte. Brandauer wurde katholisch erzogen. Nach dem Abitur 1962 begann Brandauer ein Studium an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, das er nach zwei Semestern abbrach.

Theater

1963 hatte er sein Debüt als Claudio in Shakespeares Maß für Maß am Landestheater Tübingen. Später war er am Theater in der Josefstadt in Wien engagiert. Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er durch seine Mitwirkung an der letzten Inszenierung von Fritz Kortner (Emilia Galotti, Theater in der Josefstadt 1970).

Seit 1972 ist Brandauer Ensemblemitglied und Regisseur am Wiener Burgtheater. Er avancierte in den 1970er Jahren zu einem der populärsten Theaterschauspieler des deutschsprachigen Raumes. Großen Erfolg hatte er in einer Reihe von Shakespeare-Inszenierungen Otto Schenks. Mit Wie es euch gefällt wählte er für sein Regiedebüt 1973 im Theater in der Josefstadt ebenfalls ein Stück von Shakespeare. Unter den neueren Autoren beschäftigte sich Brandauer wiederholt mit dem Werk seines Landsmanns Arthur Schnitzler.

2006 führte er in Berlin im wiedereröffneten Admiralspalast Regie bei der Inszenierung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper, bei der unter anderem Katrin Sass und Campino mitwirkten. Die Wiedereröffnung der Spielstätte anlässlich Brechts 50. Todestag war bis zuletzt gefährdet, die Proben verliefen parallel zu den unvollendet gebliebenen Bauarbeiten. Trotz einiger schlechter Kritiken und einhelliger Ablehnung bei der Premiere sahen in sieben Wochen über 70.000 Zuschauer die Inszenierung, was sie zu einer der erfolgreichsten Theaterproduktionen machte.

Beinahe gleichzeitig inszenierte Brandauer an der Oper Köln Richard Wagners romantische Oper Lohengrin, deren Premiere den Beginn der Spielzeit am 9. September 2006 einleitete. 2007 war Klaus Maria Brandauer in Berlin als Wallenstein in Peter Steins Großprojekt zu sehen, das mit dem Berliner Ensemble realisiert wurde.

Film und Fernsehen

Im Fernsehen war er anfangs fast ausschließlich in Theateraufzeichnungen und Fernsehadaptionen von Bühnenstücken zu sehen. International bekannt wurde er 1981 mit der Rolle des Hendrik Höfgen in der Verfilmung Mephisto des gleichnamigen Buches von Klaus Mann unter der Regie von István Szabó. Auch für Oberst Redl (1985) und Hanussen (1988) arbeitete Brandauer mit Szabó zusammen. Alle drei Filme wurden für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film nominiert, Mephisto erhielt die Auszeichnung.

Einen weiteren großen internationalen Kinoerfolg feierte Brandauer als Maximilian Largo, Gegenspieler von Sean Connery im James-Bond-Film Sag niemals nie (1983). An der Seite von Connery spielte Brandauer erneut in dem hochgelobten Spionagethriller Das Rußland-Haus (1990). Brandauer ist einer der wenigen Österreicher, die sich auch in Hollywood einen Namen machen konnten; er bekam mehr amerikanische Kritikerpreise als irgendein anderer deutschsprachiger Filmschauspieler. Für die Rolle des Baron Bror Blixen-Finecke in Jenseits von Afrika erhielt er den Golden Globe und eine Oscar-Nominierung.

Brandauer gehörte 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie. Im Januar 2008 spielte er zusammen mit Sebastian Koch die Hauptrolle in der internationalen Kino-Produktion Das Verhör des Harry Wind nach dem gleichnamigen Roman von Walter Matthias Diggelmann. Im Mai und Juni 2008 drehte Brandauer unter der Regie von Francis Ford Coppola den Film Tetro in Argentinien.

Weitere Tätigkeiten

Anlässlich des Mozartjahrs 2006 – die Würdigung von Mozarts 250. Geburtstag – wurde Brandauer als Sprecher für eine Rezitation von Mozarts Briefen engagiert. Die Landesrundfunkanstalten des deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunks strahlten jeden Tag die Lesung eines Briefes aus, eingerahmt durch Musik des Komponisten.

Brandauer lehrt als Professor am Max Reinhardt Seminar in Wien und ist Vorsitzender des Vereins „Poesie im Ausseerland“, der jeden Sommer Kulturprojekte realisiert, u. a. mit Studenten des Wiener Max-Reinhardt-Seminars den Sommernachtstraum von William Shakespeare.

Privates

Brandauer war bis zu deren Tod 1992 mit der Regisseurin und Drehbuchautorin Karin Brandauer verheiratet. Aus dieser Ehe ging ihr gemeinsamer Sohn Christian (geb. 1963) hervor. Im Juli 2007 heiratete Brandauer die Theaterwissenschaftlerin Natalie Krenn in der Berliner Nikolaikirche. Trauzeuge war sein Sohn Christian. Anfang Mai 2014 kam Brandauers zweiter Sohn, Ferdinand, in Wien zur Welt. Es ist das erste gemeinsame Kind für Brandauer und Krenn. Klaus Maria Brandauer lebt heute in Altaussee, Wien, Berlin und New York City.

Auszeichnungen

1981: Jussi-Preis der finnischen Filmakademie für Mephisto

1982: Italienischer Filmpreis David di Donatello als bester ausländischer Schauspieler für seine Rolle in Mephisto

1983: Bambi

1985: Filmband in Gold als bester Darsteller in Oberst Redl (1985)

1986: Golden Globe Award als Bester Nebendarsteller in Jenseits von Afrika

1986: Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller in Jenseits von Afrika

1987: BAFTA-Award-Nominierung als Bester Nebendarsteller in Jenseits von Afrika

1987: Berlinale Kamera

1990: Romy als Beliebtester Schauspieler

1996: Ehrendoktor der Universität Tel Aviv

2000: Golden-Globe-Nominierung für die beste Nebenrolle in Rising Star

2000: Bremer Musikfest-Preis mit dem Dirigenten Thomas Hengelbrock

2003: Bambi

2005: DIVA-Award in der Kategorie World Award (Hall of Fame)

2006: Martin-Buber-Plakette der deutsch-niederländisch-belgischen Kulturstiftung Euriade für sein Engagement für die Universität Tel Aviv

2006: Corine in der Kategorie Hörbuch (zusammen mit Birgit Minichmayr)

2006: Preis für Schauspielkunst beim Festival des deutschen Films

2006: Ehrenbürger seines Heimatorts Altaussee

2006: Europäischer Kulturpreis für Schauspielkunst

2008: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) der Boulevardzeitung B.Z. im Fach Theater für die Darstellung Wallensteins in Schillers gleichnamigem Drama

2008: Goldener Ochse Ehrenpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern für sein Lebenswerk

2008: Ernennung zum Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters

2008: Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien

2008: Goldene Schallplatte für das Album Brandauer liest Mozart

2008: Gertrud-Eysoldt-Ring der Stadt Bensheim

2010: Der zerbrochne Krug; Publikumspreis „Aufführung des Jahres 2008/09“ der TheaterGemeinde Berlin

2010: Großer Diagonale-Schauspielpreis für die Verdienste um die österreichische Filmkultur

2010: Platin-Romy für das Lebenswerk

2010: Ehrendoktorat der Paris-Lodron-Universität Salzburg

2011: Steiger Award

2013: Stanislawski-Preis

2013: Ehrenring des Landes Steiermark

2013: Ehrenring des Wiener Burgtheaters

2014: Deutscher Schauspielerpreis für die Hauptrolle in Die Auslöschung

2014: Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke als Ehrenpreis

2014: Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk

2014: Goldene Nymphe Festival de Télévision de Monte Carlo in der Kategorie bester Hauptdarsteller für seine Rolle in Die Auslöschung

2015: Ehrenbiber der Biberacher Filmfestspiele

2016: Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für besondere Leistungen im Film- und Fernsehbereich

Theaterrollen (Auszug)

Titelrolle in Romeo und Julia Bayerisches Staatsschauspiel München 1973

Titelrolle in Jedermann bei den Salzburger Festspielen 1983–1989

Titelrolle in Hamlet am Burgtheater in Wien 1985

Titelrolle in Speer am Almeida Theater in London 1999

Titelrolle in Cyrano de Bergerac von Edmond Rostand am Burgtheater in Wien 1999

Titelrolle in Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing am Burgtheater in Wien 2004

Titelrolle in Wallenstein von Schiller am Berliner Ensemble 2007 unter Regisseur Peter Stein.

Hauptrolle in Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist am Berliner Ensemble 2008–2015, Gastspiele bei den Wiener Festwochen, den Zürcher Festspielen und dem Hamburger Theater Festival

Titelrolle in Ödipus auf Kolonos von Sophokles bei den Salzburger Festspielen 2010 und am Berliner Ensemble

Hauptrolle in Das Buch der Unruhe von Fernando Pessoa bei dem Saarbrücker Staatstheater 2011

Hauptrolle in Das letzte Band von Samuel Beckett am Schloss Neuhardenberg, sowie Gastspiele in Berlin, Paris, Moskau, Lissabon und am Burgtheater 2013

Titelrolle in König Lear am Burgtheater in Wien, 2013, Regie: Peter Stein

Hauptrolle in Überwältigung von Thomas Melle bei den Nibelungenfestspielen Worms, 2019, Regie: Lilja Rupprecht

Filmografie (Auswahl)

1971: Der Widerspenstigen Zähmung (Fernsehaufzeichnung)

1972: Top Secret (The Salzburg Connection)

1973: Was Ihr wollt (Fernsehfilm)

1975: Derrick (Folge „Pfandhaus“)

1977: Sonderdezernat K1 (Folge „Der Stumme“)

1978: Die Bräute des Kurt Roidl

1979: Ein Sonntag im Oktober „Októberi Vasárnap“

1980: Die Weber

1981: Mephisto

1983: James Bond: Sag niemals nie (Never Say Never Again)

1985: Quo Vadis?

1985: Oberst Redl (Redl ezredes)

1985: Das Feuerschiff (The Lightship)

1985: Jenseits von Afrika (Out of Africa)

1986: Streets of Gold

1988: Brennendes Geheimnis (Burning Secret) nach der Novelle Brennendes Geheimnis von Stefan Zweig

1988: Hanussen

1989: Das Spinnennetz

1989: Georg Elser – Einer aus Deutschland (auch Regie)

1989: Die Französische Revolution (La Révolution française)

1990: Das Rußland-Haus (The Russia House)

1991: Becoming Colette

1991: Wolfsblut (White Fang)

1994: Felidae (Stimme)

1994: Mario und der Zauberer (auch Regie)

1998: Die Bibel – Jeremia (Jeremiah)

1999: Rising Star (Introducing Dorothy Dandridge)

1999: Rembrandt

2000: Cyrano von Bergerac

2001: Vercingétorix – Kampf gegen Rom (Vercingétorix)

2002: Jedermanns Fest

2002: Zwischen Fremden (Between Strangers)

2003: Im Visier des Bösen (Fernsehfilm), auch unter dem Titel: (Daddy – Heller Stern in dunkler Zeit)

2003: Die Entführung aus dem Serail (Fernsehfilm)

2006: Kronprinz Rudolfs letzte Liebe (Fernsehfilm)

2009: Tetro

2011: Manipulation

2012: Der Fall Wilhelm Reich (The Strange Case of Wilhelm Reich)

2013: Die Auslöschung (Fernsehfilm)

2020: Abschlussbericht (Zárójelentés)

2021: Ferdinand von Schirach: Feinde (Fernsehfilm)

2021: Capelli Code (TV-Serie)

2021: Maestro (Spielfilm)

Foto: Burgtheater © Sergi Pons

Quellen:

wikipedia

Der Standard