„Heute vor 150 Jahren wurde einer der prägendsten Persönlichkeiten der Österreichischen Sozialdemokratie geboren: Theodor Körner. Von 1945 bis 1951 war er Wiens Bürgermeister und von 1951 bis 1957 erster direkt vom Volk gewählter Bundespräsident. Als Bürgermeister organisierte er den Wiederaufbau und gestaltete das Nachkriegs-Wien, und als Bundespräsident war er maßgeblich an der Entstehung des Staatsvertrages beteiligt. Diesem großen Staatsmann wollen wir heute, am 24. April, gedenken“, betont der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, LAbg. Gerhard Schmid.
Theodor Körner entstammte einer Offiziers- und Beamtenfamilie und kam 1884 mit seinen Eltern nach Wien, wo sein Vater zunächst im Kriegs-, später im Finanzministerium arbeitete. Körner absolvierte die Technische Militärakademie, wurde Pionier und 1899 dem Generalstab zugeteilt. Im Ersten Weltkrieg, den er größtenteils an der italienischen Front erlebte, war er seit 1917 Generalstabschef der Isonzo-Armeen. 1918 wurde Körner Abteilungsleiter im Staatsamt für Heereswesen, jedoch 1924 wegen seiner kritischen Haltung bei gleichzeitiger Beförderung zum General in den Ruhestand versetzt. Noch im gleichen Jahr trat Körner der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei, mit der er schon lange in enger Verbindung stand und wurde Mitglied der Zentralleitung des Republikanischen Schutzbundes, wo er allerdings bald mit anderen Führungsmitgliedern, v.a. mit Julius Deutsch und Alexander Eifler, in Konflikt geriet, weil er die Auffassung vertrat, dass der Schutzbund nur in enger Verbindung mit der gesamten Arbeiterbewegung erfolgreich agieren könne. Körner trennte sich deshalb vom Schutzbund und konzentrierte sich auf seine Tätigkeit im Bundesrat, dem er seit 1924 angehörte und dessen Vorsitzender er noch im Februar 1934 war.
Theodor Körner, der seinen Genossen von einem gewaltsamen Widerstand gegen die austrofaschistische Diktatur dringend abgeraten hatte, verbrachte 1934 insgesamt 11 Monate ohne Prozess in Haft. Später arbeitete er als Wissenschafter im Kriegsarchiv, was ihm 1943 jedoch ebenfalls verboten wurde. Nach dem missglückten Attentat auf Hitler im August 1944 wurde Theodor Körner vorübergehend festgenommen.
Im April 1945 wurde Körner von den Sozialdemokraten als provisorischer Bürgermeister von Wien vorgeschlagen. Die Gemeinderatswahl vom 25. November 1945 brachte der SPÖ die absolute Mehrheit, und Körner wurde als Bürgermeister offiziell bestätigt. Die sechs Jahre seiner Amtszeit bis 1951 waren die schwierigste Periode des Wiederaufbaus. Körner, der auch Russisch sprach, bemühte sich besonders gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht um Hilfsmaßnahmen für die notleidende Wiener Bevölkerung und um die Heimkehr der Kriegsgefangenen.
Neben seiner Tätigkeit als Wiener Bürgermeister war Theodor Körner von 1945 bis 1951 auch Abgeordneter zum Nationalrat. Nach dem Tod Karl Renners 1950 nominierte ihn die SPÖ als Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl. In einer Stichwahl am 27. Mai 1951 gewann er unerwartet gegen Heinrich Gleißner, den Kandidaten der ÖVP. Damit war Körner der erste vom Volk gewählte Bundespräsident Österreichs. Höhepunkt seiner Amtszeit war der Abschluss des Staatsvertrages im Jahr 1955. Als Staatsoberhaupt vermittelte er im politischen Streit, förderte die Zusammenarbeit zwischen den Großparteien und verhinderte 1953 den von Teilen der ÖVP gewünschten Eintritt des VdU in eine Konzentrationsregierung.
Körner kamen in seinem Amt als Bürgermeister und dann als Bundespräsident bei den Verhandlungen mit den Besatzungsmächten seine Sprachkenntnisse und seine Eigenschaft als ehemaliger General des Bundesheeres, der sich im I. Weltkrieg nichts zuschulden kommen hat lassen, sehr zugute.
Ein Jahr nach Unterzeichnung des Staatsvertrages erlitt Körner am 28. Juli 1956 im Sommersitz der Österreichischen Bundespräsidenten in Mürzsteg einen Schlaganfall und musste lernen, mit der linken Hand zu schreiben. Als er nach einer physikalischen Therapie seinem Arzt zeigen wollte, wie gut er wieder gehen könne, sank er am 4. Jänner 1957 plötzlich tot zusammen.
Körner wurde im offenen Sarg im Festsaal des Wiener Rathauses aufgebahrt und am 10. Jänner 1957 unter den Klängen der Wiener Philharmoniker nach einem Trauergeleit über die Ringstraße, mit einem Halt vor dem Parlament, in der Gruft der Österreichischen Bundespräsidenten auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Körner war bekannt dafür, dass er immer, auch im Winter, im Anzug, aber ohne Hut und Mantel ausging. Ein Hut kam nur bei besonderen zeremoniellen Anlässen zum Einsatz, wenn es unvermeidlich war. Bei offiziellen Reisen per Bahn sprang er als Bundespräsident anfangs noch aus dem noch fahrenden Zug, da er den auf dem Bahnsteig ausgerollten roten Teppich vermeiden wollte; später hielten ihn seine Berater davon ab.
Bei einer Veranstaltung saß er neben Kardinal Innitzer, der Kardinalspurpur trug. Aus dieser Begegnung soll sein Ausspruch stammen: „Eminenz, diesmal sind Sie der Rote und ich bin der Schwarze“.