Tag -SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender

5 Jahre SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender Prof. Dr. Gerhard Schmid

Am 22. Juni 2019 wurde in der Wiener Urania die SPÖ-Bundesbildungskonferenz abgehalten. Nach fast 10 Jahren übergab der Wiener Bürgermeister Dr. Michael Ludwig die Stafette an den Wiener Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Gerhard Schmid weiter.

In den letzten fünf Jahren ist sehr viel passiert. Abgesehen von Wahlerfahrungen und Vorsitzwechsel(n) konnten viele Bereiche der SPÖ-Bundesbildung neu aufgestellt werden. Neben den Sitzungen in allen Teilen Österreichs sowie in den europäischen Institutionsstädten wurde eine sehr erfolgreiche Videoserie, die „Zeitgespräche mit Gerhard Schmid“, ins Leben gerufen werden, die nun schon im vierten Jahr durchgängig geführt wird. Es kamen einige Publikationen hinzu, vor allem das derzeitige Standardwerk der Sozialdemokratie „Positionen und Perspektiven“. Einige der Veranstaltungen haben einzigartige Erfolge gebracht und bleiben im kollektiven Gedächtnis der Sozialdemokratie verankert, wie zum Beispiel das „Professor Rudolf Gelbard Symposium“ oder das „ProfessorinKäthe Sasso Symposium“. Ein neuer Preis der Sozialdemokratie wurde auch ausgelobt, der „Marie-Johoda-Preis für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse“, der bereits an Universitäts-Professorin Dr.in Lotte Bailyn und Professorin Käthe Sasso vergeben wurde und auch dieses Jahr mit Universitäts-Professorin Dr.in Katja Sturm-Schnabel eine herausragende Wissenschaftlerin würdigen wird. Nebenbei wurde eine Videomäßige Aufarbeitung der Geschichte der SPÖ-Bundesbildungsorganisation abgeschlossen, in der alle noch verfügbaren ehemaligen SPÖ-Bundesbildungsvorsitzende sowie SPÖ-Bundesbildungsgeschäftsführer interviewt wurde.

Hier geht es zum ausführlichen Artikel auf der Homepage der SPÖ-Bundesbildungsorganisation

Gerhard Schmid mit fast 90 Prozent als Bundesbildungsvorsitzender wiedergewählt

Bundesbildungskonferenz der SPÖ: „Die Zukunft der Sozialdemokratie“

„Die Sozialdemokratie ist heute wichtiger denn je. Sie ist wichtig für soziale Gerechtigkeit, für Verteilungsgerechtigkeit, für Chancengleichheit“, betonte der Vorsitzende der SPÖ Bundesbildungsorganisation, LAbg. Gerhard Schmid, am Samstag bei der Bundesbildungskonferenz der SPÖ in der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Die SPÖ-Bundesbildungskonferenz stand unter dem Motto „Die Zukunft der Sozialdemokratie“ und wurde vom Vorsitzenden der SPÖ Salzburg, David Egger eröffnet. Er verwies auf die schwarz-blaue „Rückschrittsregierung“ in Salzburg und deren antidemokratischen und antiwissenschaftlichen Kurs und hielt fest: „Bildung ist das beste Mittel gegen Armut, gegen Ängste und gegen Perspektivenlosigkeit“ Videobotschaften kamen von SPÖ-Bundesvorsitzendem Andreas Babler und der Präsidentin des Karl-Renner-Instituts, Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures. Im Rahmen der Konferenz wurde das Bundesbildungspräsidium neu gewählt: Der Wahlvorschlag für das Bundesbildungspräsidium der SPÖ wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen. Gerhard Schmid wurde mit 89,68 Prozent der Stimmen als Bundesbildungsvorsitzender wiedergewählt. Seine Stellvertreter*innen sind Bernd Dobersberger, Sabine Letz, Ruth Manninger, Wolfgang Moitzi, Beate Raabe-Schasching und Ernst Woller.

Entsprechend dem Motto der Konferenz diskutierten der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildung, LAbg. Gerhard Schmid, die Vorsitzende der SPÖ-Bildung Salzburg, NRAbg. Michaela Schmidt, der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD, Ulf Daude, SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder und der Verbandsvorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreichs, Paul Stich. Stich verwies darauf, dass Menschen durch multiple Krisen pessimistisch und negativ in die Zukunft sehen und sich den Rechten zuwenden. „Die Sozialdemokratie muss eine glaubhafte Alternative sein, wir müssen unsere Themen deutlich machen.“ Bezugnehmend auf die vielen neuen Mitglieder der SPÖ erklärte Sandra Breiteneder, dass es wichtig sei, mit diesen engagierten Menschen in Kontakt zu sein, mit ihnen zu diskutieren, sie in die politische Arbeit mit einzubeziehen. Besonders erfreulich sei es, dass auch jetzt noch viele Menschen der SPÖ beitreten, eben, weil sie sich durch die Forderungen der SPÖ angesprochen fühlen, etwa beim Thema Verteilungsgerechtigkeit.

Gerhard Schmid betonte: „Grundlage jeden Erfolgs ist, wenn im Inneren eine positive Stimmung besteht.“ Diese positive Stimmung sei spürbar, nun sein es „wichtig, geschlossen und diszipliniert nach aussen aufzutreten.“ Ulf Daude schilderte aus seinen Erfahrungen: „Das ‚sozialdemokratische Teufelszeug‘ funktioniert, wenn man Themen nicht nur diskutiert, sondern es auch macht.“ So müsse der Ausspruch „Aufstieg durch Bildung“ auch spürbar sein. Das müsse man aktiv machen, damit man glaubwürdig ist. Die Diskutant*innen waren sich einig, dass man sich trauen soll, Themen anzugehen. Ohne Angst vor Diskussionen und negativem Medienecho. Das gelinge, wenn man begeistere, wenn man engagierte Menschen mitmachen und teilhaben lasse, und vor allem, ihnen innerparteiliche Bildungsangebote und Unterstützung offeriere. „Wir können Stolz sein auf unsere Ideen, wir können mit unseren Ideen werben und begeistern“, fasste Breiteneder zusammen. Daudes Conclusio: „Mutig sein und anpacken“

Die Aufgaben der SPÖ-Bundesbildung sieht Schmid einerseits in der Ausbildung der Funktionär*innen sowie in Grundsatzarbeit in enger Abstimmung mit dem Renner-Institut und den Partner-Organisationen in den Ländern. Außerdem bilde die Vernetzung mit anderen Organisationen, Bundesländern und auf internationaler Ebene einen wichtigen Bestandteil der Bildungsarbeit. Schmid verwies in seinem Bericht unter anderem auf auf das erfolgreiche Projekt „Zeit.Gespräche mit Gerhard Schmid“, in dessen Rahmen bereits 74 Interviews mit Persönlichkeiten aus vielen Bereichen der Gesellschaft stattgefunden haben, die als Audio und Video abrufbar sind. Für die künftige Arbeit der Bundesbildung seien auch die Themen Europa, Kultur und Sport, vor allem aber auch der Bereich Künstliche Intelligenz, wo es grundlegende Fragen zu klären sind. SPÖ-Bundesbildungsgeschäftsführer Wolfgang Markytan ergänzte in seinem Bericht den Ausbau der digitalen Möglichkeiten in der Kommunikation sowie bei Veranstaltungen der SPÖ-Bundesbildung.

Alle Fotos der SPÖ-Bundesbildungskonferenz gibt es hier

„Uns muss jedes Kind gleich viel wert sein….“ – Interview mit Gerhard Schmid

Die Redaktion der ZUKUNFT hat Gerhard Schmid, den Bundesbildungsvorsitzenden der SPÖ, anlässlich der Themenausgabe 100 Jahre Bildung für Wien um ein Interview gebeten, in dem auch er das Rote Wien aktualisiert. Unter anderem betont er, dass der Klassenkampf in unseren Schulklassen beginnt.

Alessandro Barberi: Lieber Gerhard, die österreichische Sozialdemokratie erinnert nach etwa 100 Jahren auf verschiedenen Ebenen an die Bildungspolitik des Roten Wien. Was bleibt von der sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Bildungspolitik, die etwa mit dem Namen Otto Glöckel verbunden ist?

Gerhard Schmid: Von Otto Glöckel nehmen wir mit, dass im Mittelpunkt aller pädagogischen Bestrebungen das Kind bzw. die Jugendlichen stehen müssen. Wir nehmen auch mit, dass die modernsten pädagogischen und psychologischen Errungenschaften in den pädagogischen Alltag einzubauen sind, immer vor dem Hintergrund, Bildungsbarrieren abzubauen und die Chancengleichheit unabhängig vom sozialen Status der Eltern zu verwirklichen.

A. B.: Mit dem Wiener Karl-Marx-Hof fand in Wien auch die große Tradition des Austromarxismus ihren architektonischen Niederschlag. Was bleibt aus Deiner Sicht und im Blick auf die sozialdemokratische Bildungspolitik der Gegenwart von Denkern wie Rudolf Hilferding oder Max Adler?

G. S.: Das Wichtige in der Pädagogik Otto Glöckels und die Prinzipien von Rudolf Hilferding, Max Adler oder Otto Bauer und ihrer Mitstreiter*innen, die zu ihrer Zeit die bedeutendsten Theoretiker*innen ihrer wissenschaftlichen Disziplinen waren, ist, dass im Hintergrund ihrer Handlungen eine ideologische Programmatik stand, deren Ziel es schon damals war, Bildungsbarrieren abzubauen und dem Grundsatz der klassenlosen Gesellschaft zu entsprechen. Der „Neue Mensch“ sollte ja gerade durch Bildung hergestellt werden. Heute können wir derartiges nur anstreben und erreichen, wenn wir Bildungssackgassen öffnen und der Reproduktion von Bildungschancen entgegenwirken (damit sich z. B. Familien von Akademiker:innen hinsichtlich der Bildungstitel nicht nur selbst reproduzieren). Es ist sehr wichtig, ein breites Angebot an Bildungsmöglichkeiten entlang der Vielfalt von Begabungen zu schaffen und gleichzeitig die sozialen Unterschiede durch entsprechende Investitionen in das Bildungssystem auszugleichen. Die Entwicklung eines Kindes und eines Jugendlichen darf nicht von der sozialen Stellung und Ausbildung der Eltern abhängig sein. Nur eine gleiche Bildung ist auch die beste Bildung für unsere Kinder und Jugendlichen.

A. B.: Du meinst also auch, dass unser Bildungssystem soziale Klassenunterschiede in unseren Schulklassen nach wie vor auf das Härteste reproduziert?

G. S.: Viele Studien zeigen, dass der Reproduktionsfaktor in Bildungskarrieren sehr hoch ist. Haben die Eltern Matura, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder Matura haben, eine sehr große. Und das überträgt sich natürlich auf Studien- und andere Bildungsabschlüsse. Daher ist es wichtig, diese Klassenunterschiede auszugleichen, und zwar erstens durch eine Verdichtung der Angebote, zweitens durch den Abbau von Bildungsbarrieren und drittens durch begleitende soziale Stützmaßnahmen. Mit der Einführung der Berufsreifeprüfung, die sich vor allem an die Absolvent*innen des dualen Ausbildungssystems richtet, ist ein guter Schritt in die richtige Richtung gemacht worden.

A. B.: Wo siehst Du die größten bildungspolitischen Herausforderungen für Wien, aber auch für ganz Österreich?

G. S.: Eine der großen Herausforderungen für die Bildungspolitik – vor allem in den urbanen Ballungsräumen, also vor allem in Wien – sind die Folgen der Migration. Das betrifft vor allem die Probleme, die mit der Sprachkompetenz verbunden sind. Hier muss massiv in kleine Klassen und Gruppenformen investiert werden und das ist mit Kosten verbunden. Diese Aufwendungen sind entsprechend sicherzustellen. Denn nur wenn wir uns in konzentrierter und guter Form um jedes einzelne Kind und jeden einzelnen Jugendlichen kümmern können, wird es möglich sein, diese großen Herausforderungen zu meistern. In diesem Zusammenhang dürfen auch die soziale Situation und Umgebung der Kinder und Jugendlichen und andere Bereiche wie Wohnen und Gesundheit nicht außer Acht gelassen werden. Schule ist niemals von den gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen losgelöst, also auch nicht isoliert zu betrachten! Das wurde gerade angesichts der Pandemie im Rahmen des Homeschoolings deutlich. Die technologische Ausstattung, also die Hardware der Unterrichtsmittel, ist ein großes Thema und hier sind massive Investitionen notwendig, um auch im Bereich der Technologien gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen.

A. B.: Die Sozialdemokratie fordert seit jeher – und auch das seit Otto Glöckel – Gesamtschulen und Ganztagsschulen im Sinne der Bildungsgleichheit und stößt dabei immer wieder auf konservative und reaktionäre Widerstände, die ein selektives und elitäres Bildungssystem erhalten wollen. Wie könnte aus Deiner Sicht dieser immer wiederkehrende Zirkel durchbrochen werden?

G. S.: Bei den Ganztagsschulen sind wir ein gutes Stück weitergekommen und können das auch mit dem modernen pädagogischen Konzept der verschränkten Ganztagsschule verbinden, so dass auch am Nachmittag – nach entsprechenden Ausgleichsphasen – unterrichtet wird. Hinsichtlich der Gesamtschule ist die Ausgangslage nach wie vor klar und unmissverständlich. Die Trennung der Bildungswege in Österreich ist auch im internationalen Vergleich zu früh und alle entwicklungspsychologischen und vergleichenden Studien in diesem Zusammenhang zeigen das eindeutig. Leider ist es uns noch immer nicht gelungen, eine breite Mehrheit in der Bevölkerung zu gewinnen. In den urbanen Räumen hat sich aber eine Entwicklung in Richtung AHS ergeben. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses bildungspolitische Ziel nach wie vor auf der Agenda der Sozialdemokratie stehen muss und es für uns wichtig ist, auch im gesamten gesellschaftspolitischen Spektrum Bündnispartner*innen zu gewinnen.

A. B.: Du setzt Dich als Pädagoge in allen Wortbedeutungen für ein soziales und demokratisches Bildungssystem ein. Warum schafft es die SPÖ dann z. B. nicht – in Erinnerung an Hertha Firnberg – die durch den Bolognaprozess abgeschaffte studentische Mitsprache wieder zum Thema zu machen (und in der Folge auch umzusetzen)? Wie stehst Du mithin zum Gedanken der Drittelparität auf allen Ebenen des Bildungssystems?

G. S.: Die Demokratisierung der Bildungsprozesse ist uns vor allem im tertiären Bereich ein ganz wichtiges Anliegen. Mit dem Schulunterrichtsgesetz von 1974 unter der Ägide von Fred Sinowatz ist es uns gelungen, ein höheres Maß an Demokratisierung auch in die schulischen Prozesse zu bringen. Hertha Firnberg hat es geschafft, eine Demokratisierung der Hochschulen und Universitäten voranzubringen. Unter konservativer Bildungspolitik hat es auch hier deutliche Rückschritte gegeben. Sozialdemokrat*innen müssen dieses Ziel selbstverständlich weiterhin mit großer Leidenschaft und Energie verfolgen. Und es ist wichtig, auch den Mittelbau an den Universitäten und Hochschulen wieder zu stärken. Und sollte die Sozialdemokratie in diesem Bereich wieder Verantwortung übernehmen, so muss die Demokratisierung des Bildungssystems eine der prioritären Zielsetzungen sein.

Ein weiteres Themenfeld, mit dem wir uns auch nachdrücklich zu beschäftigen haben, sind die massiven Privatisierungstendenzen im tertiären Bildungsbereich. Hier verschieben sich gerade die Strukturen und wir haben dafür zu sorgen, brutale Exklusion und Elitenbildung zu verhindern.

A. B.: Welche pädagogischen Modelle stehen dem Lehrenden Gerhard Schmid vor Augen, wenn er Bildungspolitik betreibt? Denkst Du dabei etwa an ein Unterrichten „auf gleicher Augenhöhe“ oder an Selbstermächtigung und Partizipation?

G. S.: Natürlich ist Unterrichten auf Augenhöhe etwas Wichtiges, aber ganz zentral ist die Vermittlung des emanzipatorischen Ansatzes. Demokratiebildung, politische Bildung und auch Fragen der Ethik müssen einen zentralen Raum in Lern- und Bildungsprozessen einnehmen. Auch im Sinne des seinerzeit von Fred Sinowatz entwickelten Grundsatzerlasses der politischen Bildung ist es wichtig, junge Menschen zu aufrechten Demokrat*innen und aktiven Staatsbürger*innen zu erziehen bzw. sie mit jenen Instrumenten und Werkzeugen auszustatten, die ihnen Mitsprache und Partizipation erst ermöglichen.

A. B.: Eine Frage nach Deinem eigenen Bildungsweg: Wie hat sich Dein Studium der Pädagogik oder auch Deine Lehrtätigkeit an der PH Wien und der Universität Wien auf Deine Bildungspolitik ausgewirkt?

G. S.: Das Studium der Pädagogik an der Universität hat sicher viele interessante Aspekte aufgezeigt, war aber doch sehr theoretisch angelegt. Hier war das Studium der Pädagogik an der Berufspädagogischen Akademie von großer Bedeutung, weil die Anwendung pädagogischer Modelle und deren praktische Umsetzung im Mittelpunkt standen. Aber grundsätzlich ist es wichtig, in Lehrer*innenbildung und -ausbildung, aber auch in Fortbildung zu investieren. Dabei ist in Österreich vor allem der Bereich der europäischen Bildung zu kurz gekommen. Hier haben wir wie bei der politischen Bildung insgesamt großen Nachholbedarf und es waren vor allem konservative Regierungen, die Fortschritte massiv gebremst haben. Es wurde diesbezüglich wenig in Lehrer*innenbildung und Unterrichtsmaterialien, also etwa gute Schulbücher, investiert.

A. B.: Welche Auswirkungen hat der Digitale Humanismus auf das Bildungssystem und wie können wir humanistische Werte im digitalen Zeitalter unmittelbar und zwischenmenschlich leben?

G. S.: Der Digitale Humanismus ist heute ein unabdingbares Element von Lern- und Bildungsprozessen. Wir leben in einer digitalisierten Zeit, das zu leugnen bzw. wegzudiskutieren ist sinnlos. Wir müssen auch hier darauf achten, dass alle die gleichen Chancen vorfinden, die gleichen Zugänge, die gleiche Grundbildung. Natürlich müssen auch alle die technologische Möglichkeit haben, die entsprechende Hardware einzusetzen, denn auch hier offenbaren sich große soziale Unterschiede wie mit dem Begriff Digital Divide eingehend diskutiert wurde. Die Aufgabe der Sozialdemokratie muss es also sein, diese sozialen Unterschiede auch in der Bereitstellung der entsprechenden technologischen Möglichkeiten auszugleichen. Uns muss jedes Kind gleich viel wert sein und es ist notwendig, auch entsprechend zu investieren. Dabei müssen wir die digitale Entwicklung immer mit den Grundsätzen des Humanismus in Verbindung bringen, denn im Sinne eines humanistischen Bildungsideals ist es wichtig, die modernen Formen der Digitalisierung auch im Sinne der Menschen, für die Emanzipation der Menschen, aber auch für ihre soziale Sicherheit einzusetzen.

A. B.: Wie denkst Du, wird sich die Wiener Bildungslandschaft 100 Jahre nach dem Roten Wien auf dem Weg in die ZUKUNFT entwickeln?

G. S.: Die Wiener Bildungslandschaft wird auch in 100 Jahren eng mit der Entwicklung dieser Stadt in Verbindung stehen müssen, wenn wir den international anerkannten Status, eine der lebenswertesten Städte der Welt zu sein, erhalten wollen. Wenn wir diesen Ruf beibehalten wollen, dann müssen wir vor allem ins Bildungssystem investieren, in den Schulausbau, in die Ausstattung und in die Hardware. Wir müssen auch politisch Druck auf den Bund ausüben, damit die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung gestellt werden bzw. auch Lehrer*innen über eine bestmögliche Ausbildung verfügen. Die Werte eines Otto Glöckel, untrennbar mit den sozialdemokratischen Grundprinzipien verbunden, haben in den letzten 100 Jahren, bzw. in den demokratischen Jahren davon, neue Akzentuierungen erfahren und wurden im Sinne der jeweiligen Zeit angepasst. In ihren wesentlichen und fundamentalen Zügen sind sie aber unverändert geblieben und das sollten wir auch im Rahmen der nächsten 100 Jahre in Erinnerung rufen und behalten.

Gerhard Schmid ist ehemaliger SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Bundesbildungsvorsitzender der SPÖ. Er ist Bezirksparteivorsitzender in Hietzing, Mitglied des Wiener Gemeinderates und Landtags sowie Hochschulprofessor an der Pädagogischen Hochschule des Bundes in Wien.

Alessandro Barberi ist Chefredakteur der Fachzeitschriften ZUKUNFT (www.diezukunft.at) und MEDIENIMPULSE (www.medienimpulse.at). Er ist Historiker, Bildungswissenschaftler, Medienpädagoge und Privatdozent. Er lebt und arbeitet in Magdeburg, Wien und St. Pölten. Politisch ist er im Umfeld der SPÖ Bildung und der Sektion Wildganshof (Landstraße) aktiv. Weitere Infos und Texte online unter: https://lpm.medienbildung.ovgu.de/team/barberi/.

Großer Erfolg für „Zeit.Gespräche mit Gerhard Schmid“

„Ich bin überwältigt vom großen Interesse an den Zeit.Gesprächen und ich bin stolz darauf, dass ich so viele einzigartige Persönlichkeiten für dieses neue Kommunikationsformat gewinnen konnte. Wir haben bereits eine Reichweite von knapp 2 Millionen Menschen erreicht. Mir ist es wichtig, Fragen und Themen anzusprechen, die auch über den Tellerrand des politischen Alltags reichen“, zeigt sich SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender Gerhard Schmid erfreut über den Erfolg der „Zeit.Gespräche“. Im Juni 2020 hat die SPÖ-Bundesbildungsorganisation in Zusammenarbeit mit der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle, dem Karl-Renner-Institut, dem Roten Rathausklub und der Wiener Bildungsakademie das neue Kommunikationsformat „Zeit.Gespräche mit Gerhard Schmid“ gestartet. Seither wurden bereits 49 Zeit.Gespräche absolviert, die Jubiläumsausgabe mit ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian wird heute veröffentlicht.

Gastgeber all dieser Gespräche ist SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender Dr. Gerhard Schmid. Zu Wort kommen Persönlichkeiten, die gestaltet haben und gestalten: Mediziner*innen, Wirtschaftstreibende, Künstler*innen, Sportler*innen, Beamt*innen, Politiker*innen, Philosoph*innen und Denker*innen. Neue Folgen der Gesprächsreihe werden ca. 14-täglich auf der Facebook-Seite www.facebook.com/zeit.gespraeche.gerhard.schmid/ sowie auf YouTube und seit kurzem auch auf Instagram online gestellt.

Gesprächspartner*innen waren bisher Thomas Szekeres, Barbara Prainsack, Hugo Portisch, Erika Pluhar, Helmut Brandstätter, Lukas Resetarits, Christian Ludwig Attersee, Josef Penninger, Lena Schilling, Margaretha Kopeinig, Franz Vranitzky, Harald Krassnitzer, Alma Deutscher, Michael Ludwig, Pamela Rendi-Wagner, Daniela Fally, Cornelius Obonya, Steffen Hofmann, Käthe Sasso, Heinz Fischer, Beatrix Mayrhofer, Michael Musalek, Linda Erker, Andrea Eckert, Christiane Druml, Christoph Kardinal Schönborn, Ina Regen, Jan Nast, Hans Sipötz, Hans Niessl, Hans Peter Doskozil, Conny Bischofberger, Willi Mernyi, Manfred Matzka, Julia Dujmovits, Sabine Wiederhofer, Nicole Trimmel, Christoph Grabenwarter, Toni Faber, Kurt Scholz, Katharina Mader, Hans Rauscher, Patricia Huber, Oskar Deutsch, Michael Chalupka, Tarafa Baghajati, Doris Zametzer, Barbara Blaha und Franz Reißner. Drehort ist meistens die Wiener Urania.

Im Juni 2021 ist im echomedia Buchverlag das Buch „Zeit.Gespräche“ erschienen, in dem Prof. Christoph Hirschmann die Gespräche mit den ersten 25 Gästen zusammengefasst hat. In der Beschreibung des Buches heißt es unter anderem: „Die Vernetzung von Politik und Zivilgesellschaft ist ein zentrales Anliegen der Zeit.Gespräche. Dabei geht es stets um Haltung in bewegten Zeiten. Die Zeit.Gespräche sind geprägt von Anstand und Respekt. Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer Persönlichkeiten.“