Tag -Henry Kissinger

Gerhard Schmid zum Ableben von Henry Kissinger

„Kissinger war eine der umstrittensten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig aber auch eine der faszinierendsten. Ein international anerkannter Gelehrter, Wissenschafter, der auch der Politikwissenschaft neue Impulse gegeben hat, ein Pragmatiker, Machtpolitiker, PR- und Medienstar“, mit diesen Worten gedachte der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, Gerhard Schmid, des am Mittwoch verstorbenen ehemaligen Außenministers der USA, Politikwissenschafters und Diplomaten Henry Kissinger. Henry Kissinger ist im Alter von 100 Jahren in seinem Haus in Connecticut verstorben.

1923 als Kind jüdischer Eltern in Fürth in Bayern geboren, wurde er bald mit den Auswüchsen der Nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland konfrontiert. 1938 floh er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach New York City. 1943 erhielt er die Staatsbürgerschaft der USA. Er lernte schnell die neue Sprache, studierte in Harvard und schrieb seine Dissertation über Metternich und den Wiener Kongress. Bald schlug er die politische Laufbahn ein, zuerst als Berater, dann selbst als Politiker. Sein Wirken barg Licht- und Schattenseiten: Er sorgte für eine Annäherung zwischen den USA und China, für Friedensverhandlungen in Vietnam und im Nahen Osten. 1973 erhielt er den Friedensnobelpreis. Auf der anderen Seite war er ein skrupelloser Machtpolitiker, der nicht vor brutalem Vorgehen zurückschreckte: Der Putsch in Chile und die Bombardierung von Kambodscha sind Beispiele dafür. Schmid: „Henry Kissinger hat neue Maßstäbe in der Außenpolitik gesetzt. Bis zuletzt war er eine starke Stimme im internationalen Austausch, im Juli noch im Alter von 100 empfing ihn der chinesische Präsident. Henry Kissinger war auch ein großer Freund Österreichs, ich durfte ihn einmal in Hamburg treffen. Der Gelehrte, Taktiker, Pragmatiker, aber auch Skrupellose, Machtpolitiker, Inszenierer hat eine Ära geprägt, diese Ära der großen Außenpolitiker geht mit seinem Tod zu Ende.“

Foto: Kasa Fue